Barbara Leyendecker †
Dipl.-Ing. Dipl.-Wirtschafts-Ing.
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Barbara Leyendecker, geb.Rogalsky (10. Juni 1950 - 4. Januar 2022) wurde im Westerwald geboren. Sie hat an der RWTH Aachen Maschinenbau studiert und anschließend ein wirtschaftswissenschaftliches Aufbaustudium abgeschlossen.
Sie betreute als Technische Referentin bei einem großen Industrieverband in Frankfurt, der die Interessen der Maschinenbauindustrie vertritt, mehr als 25 Jahre Firmen in den Bereichen Umwelt- und Arbeitsschutz.
Seit ihrem Studium hat sie sich in verschiedenen Organisationen ehrenamtlich engagiert, insbesondere in Organisationen zum Thema Frauen im Ingenieurberuf und zur Entwicklungszusammenarbeit.

Kindheit, Eltern
Barbara wuchs als jüngstes Kind mit drei älteren Brüdern und einer Schwester auf. Ihr Vater war Tierarzt, die Mutter seit der Geburt der Kinder Hausfrau, vorher medizinisch-technische Assistentin. Die Eltern mussten am Ende des Krieges aus Königsberg fliehen und fanden eine neue Heimat im Westerwald.

Schule, Studium
Nach dem Abitur 1969 an einem Gymnasium im Westerwald entschied sie sich, an der RWTH Maschinenbau in Aachen zu studieren. Sie wählte im Hauptstudium das Fach Kunststofftechnik und vertiefte einen Schwerpunkt Medizinische Technik. Teile des vorgeschriebenen Industriepraktikums absolvierte sie in Südafrika. Nach dem erfolgreichen Erststudium schloss sie - ebenfalls in Aachen - ein wirtschaftswissenschaftliches Aufbaustudium mit einem Schwerpunkt auf entwicklungspolitische Zusammenarbeit an.
Während des Studiums war sie viele Jahre Mitglied in verschiedenen hochschulpolitischen Gremien und engagierte sich für die Belange der Studierenden, u.a. als Fachschaftssprecherin der Fachschaft Maschinenbau und als Hochschulreferentin des AStA.

Motivation, Gründe, Vorbilder für die Berufswahl
Für eine junge Frau, die zudem in einer ländlichen Region lebte, war im Jahr 1969 die Studienwahl sehr ungewöhnlich. Folgende Gründe waren dafür besonders ausschlaggebend: Das Klima in der Familie erlaubte auch den Mädchen, einen qualifizierten Beruf zu ergreifen, hätte die Mutter doch gerne Medizin studiert, musste aber zugunsten des jüngeren Bruders verzichten. Eine Schwester des Vaters begann bereits etwa 1928 mit dem Mathematikstudium. Die Schwester von Barbara Rogalsky studierte Lebensmittelchemie, ihre drei älteren Brüder Ingenieurwissenschaften. Einer von ihnen, Bauingenieurstudent, empfahl ihr das Maschinenbaustudium. Unter 500 männlichen Studenten war sie die einzige Frau. Nachdem sie das Vorexamen bestanden hatte, breitete sich deutlich Akzeptanz aus.
Die damals akzeptierte Bandbreite von akademischen Berufen für Frauen war sehr schmal: Lehrerin, und ggf. Pharmazeutin, Ärztin oder Psychologin. So hatte sie ständig eine Portion Widerstand und Durchsetzungskraft gegen die gesellschaftlich übliche Meinung »Lehrerin sei ja ein so geeigneter Beruf für Frauen« zu leisten.

Berufsleben
Nach dem Diplom im Maschinenbaustudium 1977 schloss sie ebenfalls in Aachen ein Aufbaustudium der Wirtschaftswissenschaften an. Dies beendete sie 1980 erfolgreich.
Ab 1979 war sie als Assistentin an der Fakultät für Maschinenwesen der RWTH Aachen tätig. Zu ihren Aufgaben gehörte die Studienberatung der fast überwiegend männlichen Maschinenbau-Studierenden sowie Referentinnen-Tätigkeiten für den Dekan und verschiedene Ausschüsse der Fakultät.
Im Jahr 1985 wechselte sie als Technische Referentin zu einem großen Industrieverband nach Frankfurt, der die Interessen der Maschinenbauindustrie vertritt. Hier war sie insbesondere für Unternehmen der Luftreinhaltung zuständig, also Firmen in den Bereichen Umwelt- und Arbeitsschutz. Mit Firmenvertretern, auch hier fast ausschließlich Männer aus technischen Bereichen, diskutierte sie in verschiedenen Arbeitskreisen aktuelle und langfristige Themen des Tagesgeschäftes und entwickelte daraus gemeinsame Projekte u.a. Publikationen, Messeauftritte, Normen, Stellungnahmen, Forschungsvorhaben. Dies war eine ausgesprochen selbstständige und kreative Tätigkeit. Nach über 25 Jahren ging sie Ende 2010 in Rente.

Private Stationen im Leben und weitere Aktivitäten (Verein, Politik, Ehrenämter)
Hervorzuheben ist ihre Tätigkeit beim Deutschen Akademikerinnenbund e.V. (www.dabev.org) und dort ihre Funktion als langjährige Leiterin des Arbeitskreises »Frauen in Naturwissenschaft und Technik«. In dieser Eigenschaft hat sie in den Jahren 1988, 1989 und 1990 einen Messestand »Frau und Technik« auf der Hannover Messe Industrie, der wichtigsten und am meisten männlich geprägten Messe überhaupt, initiiert und federführend zusammen mit den Verbänden DAB, VDI, dib und VDE durchgeführt.
1978 Heirat
1987 Geburt eines Sohnes
1982 – 1993 aktives Mitglied im Ausschuss Frauen im Ingenieurberuf des VDI
1986 – 2002 Sprecherin des Arbeitskreises »Frauen in Naturwissenschaft und Technik« des DAB (Deutscher Akademikerinnenbund e.V. -
www.dabev.org); seitdem aktives Mitglied
Seit 1987 Mitglied des dib (Deutscher Ingenieurinnenbund e.V. - www.dibev.de)
Seit 1973 aktives Mitglied bei terre des hommes, einem Kinderhilfswerk (www.tdh.de)
Seit 2003 aktives Mitglied bei der Deutsch-Tansanischen Partnerschaft (www.dtpev.de)

Ehrungen und Auszeichnungen
1977 Ehrenplakette der RWTH Aachen als erste(r) Studierende(r) in der Geschichte der Hochschule
2012 Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland

weblinks
www.dabev.org
www.dibev.de

www.tdh.de
www.dtpev.de

hier wird noch ein link ergänzt zu den
Dokumentationen „Frau + Technik“, Hannover Messe

Veröffentlichungen
Warum studierst Du Maschinenbau?, in: ASZ – Aachener Studentenzeitung, Nr. 3, Selbstverlag, Juli 1983,
Damit wir eines Tages durchschnittlich sein dürfen…; Interview in UNI Berufswahl-Magazin der Bundesanstalt für Arbeit, Nürnberg, April 1986
Frauen und Technik – Technik und Frauen in technic didakt Schriftenreihe, Band 2 Diskussionsfeld Technische Ausbildung, Leuchtturm-Verlag 1987
Frau + Technik in Konsens – Informationen des Deutschen Akademikerinnenbundes e.V., 4. Jahrgang, September 1988, Nr. 3/88
Frauen in sogenannten Männerberufen – Die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen müssen geändert werden, in CCI, 5/1989, Promoter Verlag, Karlsruhe
Frauen und Technik in: Forum aktuell, Beilage zum Internationalen Universitätsmagazin FORUM, St. Gallen, Dezember 1990, Nr. 19
Die Ingenieurinnen – nach 100 Jahren endlich begehrt?!, zusammen mit Maren Heinzerling, in Festschrift: VDMA – 100 Jahre im Dienste des Maschinenbaus, Band 2 (Maschinenbau, Politik, Wirtschaft), MaschinenbauVerlag GmbH, Frankfurt, 1992
Dokumentation „Frau + Technik“, Hannover Messe 20.4.-27.4.1988, Selbstverlag
Dokumentation „Frau + Technik“, Hannover Messe 5.4.-12.4.1989, Selbstverlag


Fundstellen für Wikipedia

Barbara Leyendecker, geb. Rogalsky
    In: Rheinzeitung, Ausgabe Westerwald, Nr. 4 / Donnerstag, 5. Januar 1978, (Bericht über die Verleihung der Ehrenplakette der RWTH Aachen


        In: Broschüre: Die Naturgesetze gelten in Ost und West – Biographien von Frauen in Naturwissenschaft und Technik, Deutscher Akademikerinnenbund e.V., Berlin, ISBN 978-3-00-030873-4, April 2010; (Biographie, aufgeschrieben von Dr. Sabine Hartel-Schenk)

          In: VDMA-Nachrichten, August 2012, Verband Deutscher Maschinenbau e.V., Frankfurt (Bericht über die Verleihung der Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland)

            In Broschüre: Ingenieurinnen haben viele Gesichter, 3. Überarbeitete Auflage, Mai 2014, Deutscher Ingenieurinnenbund e.V. (Interview)